Zaghaft macht sich ein leises Stimmchen über das Babyphone bemerkbar. Samuel (14 Monate) erwacht langsam aus seinem Mittagsschlaf. Seine Mutter Susann (30 Jahre) trägt den noch verschlafenen Jungen mit Down-Syndrom an den Esstisch. Neugierig schaut er sich um bis er seine zweite Mama Leora (ebenfalls 30 Jahre) entdeckt und sie freudig anstrahlt. Die beiden Frauen sind seit vielen Jahren ein Paar und bereits seit 2013 glücklich verheiratet. Vor rund zwei Jahren entschlossen sie sich zu einer künstlichen Befruchtung mit Samenspende, um ihr gemeinsames Wunschkind zu bekommen. Diese sitzt nun zusammen mit ihnen am Tisch. Samuel liebt Menschen. Er kuschelt gerne, lacht viel und selbst zu Fremden baut er schnell eine Beziehung auf. Ein aufgeschlossener Junge, dessen Gesicht sich auf vielen Fotos in der modernen Wohnung in grau und weiß wiederfindet.

Ganz nach dem Motto „Wir nehmen, was kommt“ hatten die beiden Frauen sich während der Schwangerschaft gegen pränatale Untersuchungen entschieden. Rückwirkend ist ihre Einstellung zu dieser Entscheidung zwiegespalten. „Manchmal denken wir, dass wir es doch gerne vorher gewusst hätten, um uns etwas vorbereiten zu können – andererseits konnten wir so die Schwangerschaft ohne Ängste und Sorgen genießen. Auf unsere Entscheidung hätte es aber keinerlei Einfluss gehabt.“ Erfahren haben sie die Diagnose dann erst kurz nach der Geburt. Drei große Operationen musste sich Samuel unterziehen. Eine große Belastung für die frischgebackenen Mütter. „Es ist viel auf uns eingeprasselt. Und wir hatten einen Berg voller Fragen. Aber erst mal mussten die OPs überstanden werden, bevor wir uns über die Beeinträchtigung Gedanken machen konnten.“ Heute hat Samuel das Schlimmste hinter sich, auch dank der Unterstützung von Familie und Freunden. „Erst in solchen Situationen merkt man, wie viele hinter einem stehen. Unsere Familien und Freunde haben gesagt <Wir schaffen das zusammen!>“. Leider waren nicht alle Reaktionen so ermutigend. „Einmal hat eine Frau ihn zum Beispiel angeschaut, als würde sie sich vor ihm ekeln und ein Bekannter hat uns nicht zur Geburt gratuliert, sondern sein Beileid ausgesprochen. Auch Fragen wie <Habt Ihr es denn vorher nicht gewusst?> sind immer wieder gefallen.“ – eine Frage, die viele Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung unverhohlen und unsensibel zu Rechtfertigungen über die möglicherweise persönlichste Entscheidung ihres Lebens drängt. „Wir wünschen uns wie alle Eltern, dass er so selbstständig und gesund wie möglich leben kann und – vor allem – glücklich ist.“ Mit Hilfe seiner beiden Mütter, durch professionelle Förderung und durch Einrichtungen wie die der Lebenshilfe Lüdenscheid steht der Erfüllung dieses Wunsches grundsätzlich erst einmal nichts im Wege.

Die Frühförderstelle der Lebenshilfe Lüdenscheid ist Anlaufstelle für alle Eltern, die sich Sorgen um die Entwicklung ihres Kindes machen. Sie betreut Kinder von der Geburt bis zum Schuleintritt, die in ihrer Entwicklung verzögert sind, im Verhalten Auffälligkeiten zeigen, zu früh geboren sind, von einer Beeinträchtigung bedroht sind oder mit Beeinträchtigung geboren wurden.

Familien-Foto
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Lebenshilfe Lüdenscheid - Märkischer Kreis e.V.
Wehberger Str. 4B
58507 Lüdenscheid

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Die Lebenshilfe Lüdenscheid - Märkischer Kreis unterstützt Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen aller Altersstufen und Menschen in besonderen Lebenslagen sowie ihre Familien. Damit sind körperliche, seelische oder geistige Behinderungen/ Bedrohungen, aber auch Pflegebedürftigkeiten, Entwicklungsverzögerungen oder Verhaltensauffälligkeiten von Menschen gemeint. Die Dienste und Einrichtungen dienen sowohl der Behinderten,- Kinder-, Jugend- und Altenhilfe als auch der Wohlfahrtspflege und Bildung.