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"Mein Kind", das letzte Schuljahr, die Klasse, die Lehrer - und ich ...

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Wir suchen Schulbegleiter! Vielen Dank an Ute Schröder für diesen tollen Erfahrungsbericht. Bewerbungen bitte an: Katrin.soennecken@lebenshilfe-lued-mk.de

Eigentlich haben "mein Kind" und ich ja schon im vorletzten Schuljahr gestartet. Ich betreue ein kleinwüchsiges Mädchen, das damals erst 6 Jahre alt war. Sie war so winzig in einer Klasse mit winzigen Menschenkindern, die trotzdem neben ihr riesig wirkten.

Die Treppe war eine große Herausforderung. Schließlich liegt der Klassenraum ganz oben und wir mußten viele Stufen erklimmen. Das Geländer war zu hoch, sie konnte sich nicht festhalten und wir besprachen sofort, dass sie bitte immer ganz an der Seite klettern sollte, denn die Kindermassen, die rauf und runter strömten, sahen sie oft nicht und hätten sie schlichtweg umgerannt.

Zwei Lehrerinnen waren zuständig in diesem ersten Schuljahr - jung und alt, eine perfekte Kombination, zumal sie auch noch gemeinsam sehr nett waren und immer noch sind.
Im Toilettenbereich wurde für L. ein Kindersitz angeschafft und installiert, denn sie hatte - und hat immer noch - Angst hineinzufallen. Mittlerweile kann sie auch auf normalen Toilettenbrillen sitzen, aber auch da muß ich sie festhalten, denn sie ist, obwohl mittlerweile fast 8 Jahre alt, immer noch sehr klein. Da ihre Arme nicht besonders lang sind, hat sie Probleme sich selbst die Hose hinauf- und hinunter zu ziehen, außerdem sind die Waschbecken zu hoch, Seifenspender unerreichbar und die Papierbox natürlich auch. Viele Probleme konnten wir mit Hockern lösen, aber alle nicht -- aber da helfe ich gern.

Alle Kinder wollten sie streicheln und die älteren Kinder sogar herumtragen. Das haben wir Zwei schnell abgestellt, denn sie lernte den Satz: "Laß das, ich mag das nicht!" Und für ganz Unkluge, die auch später noch in ihren Haaren herumwuschelten, kam die böse Überraschung, wenn ich L. hochhob und sie dann mit den Haaren der anderen Chaos schuf.

L. ist ein sehr liebes Mädchen, das Kindern, die weinen sofort ein Taschentuch bringt und ihnen den Rücken streichelt. Dadurch ist sie sehr beliebt und muß nicht den "Ich bin niedlich" Bonus nutzen, obwohl sie das manchmal sehr lustig findet und einsetzt.

Türdrücker sind viel zu hoch, ihre Klassenkameraden neben Rücksicht und gucken, ob sie Hilfe braucht, denn sie kommt weder in die Umkleidekabine der Turnhalle oder die Klassenräume raus oder hinein. Im Sportunterricht geben sie ihr auch Hilfestellungen, ich versuche so wenig wie möglich zu helfen und leite an, im Notfall bin ich natürlich dann da, denn ich bin immer in der Nähe und dabei. Kleidungswechsel ist ihr nicht allein möglich, mit sehr viel Spaß, aber schnell bekommen wir das gemeinsam gut hin.

Die Lehrer und auch ich lernten, dass sie nicht nur niedlich und hilfsbedürftig ist, sondern ein helles Köpfchen hat, darum bin ich im Unterricht zwar für Hilfsaktionen, die das Kleinwüchsige verursacht in der Nähe, aber ihre Klassenarbeiten schreibt sie ohne mich. Rechnen, schreiben und lesen sind für sie kein Problem, eher die Tafel, an der sie schon mal von mir hochgehoben wird, damit sie Buchstaben "nachziehen" kann, so wie alle anderen auch.

Im ersten Schuljahr begannen wir mit einem kleinen Schultisch und einem Drehstuhl, dazu eine Fußstütze. Das waren die Bedingungen, die der Schule gestellt wurden. Ein großes Glück waren die Lehrerinnen, die ein Einsehen hatten und meinen Vorschlag annahmen, dass ich einen Tripp Trapp Stuhl mitbringen und L. ganz bequem neben Klassenkameraden sitzen durfte. Eine Fliegenklatsche mit einer großen roten Fliege wurde ihr Wahrzeichen und jetzt weiß jeder, wann sie sich im Unterricht meldet, denn das winzige Händchen wurde oft übersehen.

Nun haben wir schon bald den Wechsel ins 3.Schuljahr. Sie mußte unendlich viel lernen, wie alle anderen Kinder in der Klasse und sie hat dies ganz toll hinbekommen. Sie ist ein Teil der Klasse, wird verteidigt und geliebt, hat eine beste Freundin, die zwar auch manchmal Hilfestellungen gibt, aber trotzdem auf gleicher Höhe bleibt.

Ein Teil der Klasse bin ich auch geworden, L. ist immer an erster Stelle für mich, aber durch meine ständige Anwesenheit bin ich natürlich auf für die anderen Kinder eine wichtige Bezugsperson geworden und mag alle, so wie sie sind. In den Pausen bin ich immer auf dem Schulhof an der gleichen Stelle, alle Kinder wissen das, und wenn L. ein Problem hat, dann werde ich geholt und bin schnell zur Stelle, deshalb kann sie vollkommen selbstständig ihre Schulzeit verbringen.

Diese Arbeit ist eine Arbeit, die für mich eigentlich keine Arbeit ist, obwohl ich mich natürlich auch auf die Ferien und die Feierabende freue, denn die sind auch wichtig und da hat L. ja die besten Menschen der Welt, nämlich ihre Familie.

Erfahrungsbericht

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